Archiv der Kategorie: Musiktheater

Erschienen

Die erste Übersichtspublikation des Bündnisses internationaler Produktionshäuser ist erschienen. Darin wird das außerordentliche Gemeinschaftsprojekt, an dem 7 Theater der Freien Szene in Deutschland beteiligt sind, aus diversen Perspektiven beleuchtet. Die Publikation bietet einen Einblick in das vielfältige Spektrum der Projekte, die dank der Förderung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien ermöglicht wurden: dargestellt sind ausgewählte Einzelprojekte ebenso wie die gemeinsamen Programme des Bündnisses. Eine Einordnung in die spezifische Arbeitsweise der 7 Bündnishäuser gibt der Beitrag des Soziologen Dirk Baecker wieder. Ergänzend zeigt sich durch die Außenperspektiven einzelner Künstler*innen, wie das Bündnis als Partner künstlerische Arbeit stärkt (Text Eva Behrendt). Einen Einblick in die lokal verankerten und in internationalen Netzwerken operierenden Theater und deren unterschiedlichen „translokalen“ Kontexten gibt der Beitrag von Falk Schreiber wieder.

Konzept und Redaktion: Barbara Schindler, Georg und Katrin Hiller von Gaertingen
Gestaltung: NODE Berlin Oslo

Publikation: DANCE ON 1st edition, 2018

 

DANCE ON ist nicht weniger als eines der ungewöhnlichsten Tanzprojekte der vergangenen Jahrzehnte. Ungewöhnlich, weil es die festgefügten Grenzen tänzerischer Aktivität gesprengt und die Sicht auf Tanz und Alter verändert hat. In der ersten Zwischenbilanz, für die Madeline Ritter uns engagiert hat, haben wir Blicke von innen, von außen und aus der Ferne auf die Arbeit des Ensembles und des dahinter stehenden Teams von Diehl + Ritter geworfen. Wir zeigen, was bislang erreicht wurde und was weiterhin auf der Agenda steht. Im Zentrum steht dabei natürlich das Werk, also die zwölf geschaffenen Inszenierungen des DANCE ON ENSEMBLES, die Tine Fetz kongenial in einem Parcours als Comic umgesetzt hat.

Hans Georg und Katrin Hiller von Gaertringen und Barbara Schindler

Die Publikation (dt./en.) erscheint anlässlich des DANCE ON-Festivals Out of Now im HAU Hebbel am Ufer Berlin, 28.2. bis 4.3.2018

 

Der Blick der Tosca, ein Projekt von Anna-Sophie Mahler am Theater Bremen

Der Blick der Tosca, Foto Jörg Landsberg

Der Blick der Tosca, Foto Jörg Landsberg

Am 4. Mai 2014 hat die nächste Regiearbeit von Anna-Sophie Mahler am Theater Bremen Premiere: „Der Blick der Tosca“.

Erinnerung ist Konstruktionsarbeit. „Nur der Kunst lebte ich und der Liebe“, behauptet Tosca und verzweifelt dann: „Warum, o Herr, dankst du mir das so?“ In Puccinis Oper stellt sich für Tosca die Frage, wieso sie, die sich nie um Politik geschert hat, in eine lebensbedrohliche revolutionäre Situation geraten kann. Kurz darauf ersticht sie den römischen Polizeichef. Ausgehend von Toscas „Vissi d’arte“ befasst sich Anna-Sophie Mahler in einem musikalisch-theatralischen Projekt mit der Frage, wie wir unser Leben in der Erinnerung konstruieren. Diese Frage hat sie Bremer Seniorinnen und Senioren gestellt – einem hohen Polizeibeamten, einem Sänger, einem Bürgerrechtler u.a.. Mit Hilfe des dokumentarischem Materials, das Mahler aus diesen Interviews generiert hat, nähert sich die Regisseurin mit vier Schauspielern den zentralen Figuren der Oper von Puccini.

Besetzung: Annemaaike Bakker, Peter Fasching, Johannes Scheffler, Matthieu Svetchine, Bendix Dethleffsen
Regie: Anna-Sophie Mahler
Musikalische Leitung: Bendix Dethleffsen
Ausstattung: Katrin Connan
Licht: Christian Kemmetmüller
Dramaturgie: Katinka Deecke

Premiere am 4. Mai 2014 um 18.30 Uhr, weitere Vorstellungen am 17. und 31. Mai sowie 4., 6. und 12. Juni jeweils 20 Uhr.
http://www.theaterbremen.de

Anna-Sophie Mahler, Orlando furioso / Bremen

Orlando2(c) Jörg Landgraf

Zum zweiten Mal inszeniert die Musiktheaterregisseurin Anna-Sophie Mahler eine Oper am Theater Bremen. Nach Janacek nun Vivaldi’s „Orlando furioso“.

Orlando will von der realen Welt nichts wissen. Als Verwandter Don Quichottes baut er sich Luftschlösser, lebt die Literatur als Glaubensbekenntnis. Auch die Liebe, die Angelica heißt, aber jeden Namen tragen könnte, setzt er absolut. Als Orlando erfährt, dass Angelica heimlich Medoro heiratet, bricht das Niemandsland in seinen Geist. Im Wahnsinn zerstört er alles, woraus seine Welt bestand.

Über Jahre hinweg beschäftigte sich Antonio Vivaldi mit Ariosts Epos Der rasende Roland. Bereits 1713 vertonte er eine erste Version, die jedoch beim Publikum durchfiel, woraufhin er das Werk in neuen Fassungen zu Orlando furioso überarbeitete, zuletzt 1727. „Wenn diese nicht gefällt, will ich keine Musik mehr schreiben“, vermerkte er am Rand der Partitur. Tatsächlich gelang ihm eines seiner besten Werke, das insbesondere in den Wahnsinnsszenen musikalische Welten öffnet, die in ihrer Radikalität den Bogen zum zerrissenen und verzweifelt das gute Ende suchenden Subjekt der Moderne schlagen.

„Orlando Furioso ist eine Oper über die verschiedenste Formen der Liebe und über die Sehnsucht, in der Liebe Ruhe zu finden und der damit verbundene verzweifelte Versuch der eigenen Einsamkeit zu entfliehen. Über das Zerstören eigens aufgebauter Illusionen und die schmerzhafte bis in den Wahnsinn führende Konfrontation mit der Realität. Der Stoff ist zeitlos und hoch aktuell.“ (Mahler)

Orlando furioso. Oper in drei Akten von Antonio Vivaldi. Text von Grazio Braccioli nach Ludovico Ariost. Mit: Christoph Heinrich, Hyojong Kim, Martin Kronthaler, Marysol Schalit/Cristina Piccardi, Alexandra Scherrmann, Nadja Stefanoff, Patrick Zielke. Musikalische Leitung: Olof Boman. Regie: Anna-Sophie Mahler. Bühne: Duri Bischoff. Kostüme: Geraldine Arnold. Licht: Christopher Moos. Dramaturgie: Sylvia Roth.
Premiere 12. Oktober im Theater Bremen am Goetheplatz. Die letzte Vorstellung war am 25. Dezember 2013.

Ars Vivendi – Premiere von CapriConnection an der Kaserne Basel

ARS VIVENDI. Musiktheater von CapriConnection & Schola Cantorum Basiliensis
Premiere an der Kaserne Basel am 27. Februar 2013, 20 Uhr
Weitere Aufführungen am 28. Februar und 1., 2. und 4. März 2013, jeweils 20 Uhr
Kaserne Basel, Klybeckstr. 1b, CH – 4057 Basel

ars_vivendi 2013 ©Donata Ettlin

In der Musiktheaterproduktion „Ars moriendi“ (2010 / 2012) hatten sich die Schweizer Theatergruppe CapriConnection und die Schola Cantorum Basiliensis mit der Ungreifbarkeit des Todes auseinander gesetzt. Mit ihrer neuen Arbeit „Ars vivendi“ geht CapriConnection erneut eine Kooperation mit der renommierten Hochschule für Alte Musik, Basel ein und wendet sich dem Thema der individuellen Glückssuche zu.
Sich eine Auszeit nehmen, um herauszufinden, was einem wirklich wichtig ist? Oder gleich alles hinter sich lassen und an einem fernen Ort den Neuanfang wagen? Eine Gruppe Burnout gebeutelter Individuen sucht Zuflucht an einem abgelegenen Ort, um endlich zur Ruhe zu kommen und die notwendige Orientierung in der existentiellen Sinnkrise zu finden. In einer Natur, die es lediglich noch als Projektionsfläche für unerfüllte Sehnsüchte gibt, treten die Leidenschaften umso heftiger zutage. Die Lebenskunst würde rasch zur Überlebenskunst, wäre da nicht diese unvergessliche Musik! In ihr offenbart sich die überwältigende Präsenz des Augenblicks, in dem sich Schmerz und Lust in der affektgeladenen Erfahrung des Noch-am-Leben-Seins vereinen.

Unter der musikalischen Leitung von Anthony Rooley spielt ein junges Ensemble Madrigale des italienischen Frühbarocks (Monteverdi, Orazio Vecchi, Carlo Gesualdo und Luzzasco Luzzaschi).Regie: Anna-Sophie Mahler // Musikalische Leitung: Anthony Rooley // Dramaturgie, Produktion: Boris Brüderlin // Bühne: Duri Bischoff // Kostüme: Mirjam Egli // Licht: Brigitte Dubach // Produktionsmitarbeit: Christiane Dankbar.
Von und mit: Susanne Abelein, HansJürg Müller, Ursula Reiter, Peter Zumstein.
Gesang: Regina Dahlen, Jenny Högström, Lior Leibovici, Tiago Mota, Mathias Spoerry, Maria Weber.
Orgel, Cembalo: Joan Boronat Sanz // Laute: Ziv Braha“Ars vivendi“ ist eine Koproduktion von Kaserne Basel, Fachhochschule Nordwestschweiz, Schola Cantorum Basiliensis, Gessnerallee Zürich und Hebbel am Ufer Berlin.

Kritiken (Auswahl):
Badische Zeitung, 1.3.2013

Anna-Sophie Mahler, Die Sache Makropulos / Bremen

Die Sache Makropulos

Die Musiktheaterregisseurin Anna-Sophie Mahler inszeniert am Theater Bremen „Die Sache Makropulos“. Die Oper in drei Akten von Leoš Janáček nach der gleichnamigen Komödie von Karel Čapek wird erstmals auf Deutsch aufgeführt.

Was interessiert Anna-Sophie Mahler an dieser Oper? Emilia Marty ist 337 Jahre alt und ihr gehen die Lebenskräfte aus. Eigentlich hängt sie nicht mehr am Leben, denn sie empfindet nur noch Leere und Einsamkeit. Allerdings hat sie wahnsinnige Angst vor dem Sterben und kann diesen letzten Schritt nicht tun. Sie tut alles dafür, ihr Leben nochmals zu verlängern. Am Ende der Oper will sie überraschenderweise aber doch den Tod. Und für diesen Moment, in dem sie sich entscheidet, ihr Leben zu beenden, schreibt Janáček so eine umwerfende Musik, dass dem Zuschauer schlagartig klar wird, wie besonders und schön dieses Leben ist. Das erinnert sehr an Schlingensief und den Titel seines Buches „So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein.“ Emilia bringt das in ihrer letzten Ansprache mit den Worten auf den Punkt: „Ihr Narren, ihr seid so glücklich, weil ihr zufällig eines dürft, sterben, wenn die Zeit da ist.“Die Premiere von „Die Sache Makropulos“ war am 10. November 2012 um 19.30 Uhr im Theater Bremen am Goetheplatz Mit: Patricia Andress, Heiko Börner, Christian-Andreas Engelhardt, Lusine Ghazaryan, Hyojong Kim, Martin Kronthaler, Loren Lang, Annamária Melkovics-Fehér, Zoltan Melkovics, Martina Parkes, Mihai Zamfir. Chor des Theater Bremen. Es spielen die Bremer Philharmoniker. Musikalische Leitung: Clemens Heil. Regie: Anna-Sophie Mahler. Ausstattung: Katrin Connan, Sophie Krayer. Chor: Daniel Mayr. Licht: Christopher Moos. Dramaturgie: Ingo Gerlach. Die letzte Vorstellungen ist am 4. April 2013.

Pressestimmen (Auswahl):
Nordwest Zeitung, 12.11.2012
Der Opernfreund, 26.11.12
Radio Bremen, 11.11.2012

Kurz nachdem diese Neueinstudierung in Bremen Premiere hat, ist an der Deutschen Oper Berlin „Jeanne d’Arc – Szenen aus dem Leben der Heiligen Johanna“ von Walter Braunfels in einer Wiederaufnahme der Inszenierung aus dem Jahre 2008 zu sehen. Musikalische Leitung: Matthias Foremny, Idee und Konzept: Christoph Schlingensief, Regieteam nach Aufzeichnungen von Christoph Schlingensief: Carl Hegemann und Anna-Sophie Mahler. Termine 16., 23., und 29. November 2012 jeweils 19.30 Uhr.

CV Anna-Sophie Mahler 

Musiktheaterregisseurin, 1979 in Kassel geboren, studierte an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Von 2002-2004 arbeitet sie als Regieassistentin am Theater Basel. Später assistierte sie bei Christoph Marthaler und Christoph Schlingensief. 2008 realisierte sie zusammen mit Carl Hegemann und Sören Schumacher die Oper „ Jeanne d’Arc – Szenen aus dem Leben der heiligen Johanna“ von Walter Braunfels nach Aufzeichnungen von Christoph Schlingensief an der Deutschen Oper in Berlin.

Seit 2004 ist sie sowohl als Theater-, als auch als Opernregisseurin tätig. Sie inszenierte u. a. am Schauspielhaus Zürich, am Theater Basel, am Luzerner Theater, am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Nationaltheater Weimar, am Schauspielhaus Graz und am Theater Neumarkt in Zürich. 2006 gründete Sie ihre eigene freie Gruppe „CapriConnection“ in Basel, die sich durch die Verwebung von dokumentarischen Texten mit Musik und Szene einen Namen gemacht hat. 2011 wurde „CapriConnection“ mit ihrer Musiktheater Produktion „ars moriendi“ zum Theater Festival Impulse eingeladen.

Zuletzt inszenierte sie zwei Teile des 24-Stunden Marathons „Unendlicher Spass“  von David Foster Wallace am HAU in Berlin („Madame Psychosis“ mit Anne Ratte-Polle im Haus des Rundfunks und „Poor Tony Krause“ mit Damian Rebgetz im Fontane-Haus Reinickendorf) und diesen Herbst die Oper „Die Sache Makropulos“ von Leoš Janáček am Theater Bremen.